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Wie Frieden zwischen den Religionen möglich wäre

 In den letzten Tagen hatten wir Besuch von einer alten Bekannten unserer Gemeinschaft, die sich seit vielen Jahren im Buddhismus heimisch fühlt. Gemeinsam hatten wir auch gute Gespräche über Spiritualität. Dabei haben wir wieder einmal für uns festgestellt, dass es im Grunde weniger wichtig ist, in welcher Religion ich meinen Glauben lebe, als dass ich ein spiritueller Mensch bin, d.h. dass ich mich eingebunden fühle in etwas größeres, welches das Judentum, Christentum und der Islam als Gott bezeichnen, dass ich versuche ein guter Mensch zu sein, der achtsam und liebevoll mit sich, seinen Mitmenschen und der Schöpfung umgeht und das Leben wertschätzt. 

Den Glauben wirklich zu leben - egal in welcher Religion - ist mehr als das Ausführen von Methoden, dem mechanischen Sprechen von vorgefertigten Gebeten oder dem bloßen Einhalten von Regeln und Geboten. Erst wenn ich dies mit Liebe tue und in Beziehung trete, zu diesem größerem "Etwas", wenn ich z.B. sage: "Ich glaube an Dich, Gott", statt: "Ich glaube an Gott", fange ich an ein wirklich spiritueller Mensch zu werden. In unserer Karmelspiritualität bezeichnen wir dies als "Inneres Beten", welches alle "Gebetsmethoden" erst zu echtem Gebet macht.

Wenn ich selbst in meiner Religion tief verwurzelt bin und die Glaubensaussage "Gott ist der Schöpfer aller Menschen" ernstnehme, dann werde ich auch religiöse Menschen anderer Religionen als meine Schwestern und Brüder wahrnehmen und schätzen lernen. Dann verliere ich meine Angst und den Drang andere missionieren zu wollen, weil ich meinen eigenen Glauben, so wie den Glauben des Anderen als ein Geschenk erkenne, welches uns hilft ein gutes und friedliches Leben zu leben.


Übrigens kann ich dazu ein Buch empfehlen, welches ich selbst in den vergangenen Wochen gelesen habe: "Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen. Fragen nach Gott", von Navid Kermani. Navid Kermani hat iranische Wurzeln, ist Moslem und lebt und arbeitet als Schriftsteller in Köln. In seinem Buch erzählt ein Vater Abend für Abend seiner Tochter von Gott, von einem Gott, der alle Religionen eint.

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